16 y/o | Joe Locke (?) | Du erzählst eindeutig zu viel, wenn der Tag lang ist. Der Filter, der bei anderen greift, wenn ihr Umfeld Desinteresse signalisiert, scheint bei dir schlicht und ergreifend nicht zu existieren und deswegen haben deine Mitschüler zumindest zur Kenntnis genommen, dass dein Vater vor ein paar Jahren nur kurz Zigaretten holen wollte™ und sich seitdem nicht mehr hat blicken lassen. Seitdem lebst du zusammen mit deinen beiden jüngeren Schwestern und deiner Mutter in einer viel zu kleinen Wohnung, über die du allerdings noch nie ein schlechtes Wort verloren hast.
Denn dem ersten Eindruck zum Trotz weißt du genau, wie viel du erzählen musst, um unangenehmen Rückfragen aus dem Weg zu gehen. Nicht einmal deine engsten Freunde wissen, dass ihr seit Monaten gerade so die Miete zusammenkratzt und dass euch schon mehrfach der Strom abgestellt wurde und solange du bei der Planung des nächsten Spieltermins lächelnd auf den Raum in der Schule verweisen kannst, muss sich daran auch nichts ändern.

18 y/o | Herizen Guardiola (?) | Für die ein oder andere gerunzelte Stirn hast du auf jeden Fall gesorgt, als du dich beim Mittagessen von den Cheerleadern weggesetzt hast. Deine sportlichen Ambitionen, die unter anderem die Hoffnung auf ein Stipendium an der Oaktree University einschließen, beißen sich mit deinen sonstigen Interessen und du wurdest nicht erst einmal vor die Wahl gestellt: Entweder die oder wir. Bislang ist es dir immer irgendwie gelungen die Wogen zu glätten und beides unter einen Hut zu bringen. Einige führen es auf dein diplomatisches Geschick zurück, andere werfen dir vor, dein Mäntelchen nach dem Wind zu hängen.
Die Wahrheit ist: An den meisten Tagen weißt du selbst nicht, für wen oder was du einstehen sollst. Du lässt dich zu schnell von bestehenden Gruppendynamiken mitreißen und passt deine Persönlichkeit der jeweiligen Situation an, ohne ein festes Bild von dir selbst zu haben. Denn das ist längst zwischen den gegenläufigen Richtungen, in die deine Eltern dich gern drängen würden, verlorengegangen.

17 y/o | Anthony Turpel (?) | Du hast keine Ahnung, warum es ausgerechnet dich ans untere Ende der Beliebtheitsskala verschlagen hat. Du bist nicht auf den Kopf gefallen, bringst gute Noten nach Hause, hast zu jedem Thema eine Meinung (die du manchmal auch ungefragt äußerst) und deine Haare sitzen fantastisch. Es gibt wirklich keinen Grund sich nicht ebenso sehr um deine Gesellschaft zu reißen wie um die deines Bruders – und trotzdem verbringst du deine Freizeit in einem muffigen Raum in der Schule, während er auf die Academy-Partys eingeladen wird. So wie alle Footballer.
Könnte natürlich alles noch deutlich schlechter laufen, aber wenn du nicht gerade dafür gefeiert wirst, dass du die besten Snacks zu einer eurer Runden beigesteuert oder die rettende Idee geliefert hast, vergisst du das manchmal. Du bist nicht undankbar und auch kein schlechter Freund, brauchst aber einfach ein bisschen mehr Bestätigung, um dich hin und wieder aus dem Schatten deines Bruders zu lösen.

17 y/o | Jessica Barden (?) | Rebellion liegt dir im Blut. Seit du denken kannst ist deine Familie entweder mit dem Gesetz im Konflikt oder steht kurz davor. Deine Kindheit war dementsprechend nicht immer rosig und geprägt von mehreren Umzügen, an die du dich teilweise kaum noch erinnern kannst. Inzwischen hat es euch in den Trailerpark verschlagen und deine Mitschüler werden nicht müde, dich an deine Lebensumstände zu erinnern. Dabei ist es kein so großes Problem wie sie vielleicht denken. Du warst schon immer minimalistisch veranlagt und neben deiner Familie ist ein gehobener Wortschatz alles, was du zum Überleben brauchst.
Deine Argumente entwaffnen. Du diskutierst nicht, um deine Meinung vielleicht doch noch zu überdenken, sondern um andere von deiner Position zu überzeugen und wenn dir das nicht gelingt, blockst du ab. Damit eckst du vor allem bei denjenigen, die dich nicht gut kennen, regelmäßig an und das ist deinem – dank der mehr oder weniger öffentlich bekannten Machenschaften deiner Familie – fragwürdigen Ruf mit Sicherheit nicht zuträglich. Aber wie heißt es so schön: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.