igentlich ist er ja ein ganz netter Kerl, aber ein netter Kerl zu sein, reicht längst nicht aus, um auch einen angenehmen Zeitgenossen abzugeben. Tatsächlich gilt Luciano bei seinen Studienkollegen eher als Freak.
Die Vorlesungen besucht er nur alle Jubeljahre, aber wenn er es tut dann eskaliert jede noch so harmlose Nachfrage zu einer langatmigen Diskussion die nicht selten in eine Grundsatzdebatte mündet. Wäre es allerdings nur das, so könnte man den jungen Mann leicht lediglich als Nervensäge abstempeln, aber eigentlich ist seine Marxismus-Obsession nur der Anfang.

Denn Gerüchten zufolge finanziert er sein Studium durch eine eigene Hanfplantage und ist der Exfreund von einer der Bräute der örtlichen Bikergang.
Ob das jetzt bedeutet, dass man sich von ihm fernhalten oder ob man sich nicht besser mit ihm gut stellen sollte, muss allerdings jeder für sich selbst entscheiden.

Als Mensch gibt Luciano jedenfalls ein seltsames Bild ab. So ist er auf der einen Seite gesegnet mit hohen Wangenknochen, Locken wie aus einer Shampoowerbung und einem Körper, der Muskeln stets schneller als Fett anzusetzen scheint, schafft es aber dennoch immer irgendwie verloddert und vernachlässigt auszusehen mit seinen unregelmäßig geschnittenen Haaren, den fleckigen Holzfällerhemden und seinen zu großen Jogginghosen. Nicht zu vergessen die roten Fake-Nikes, aus denen bereits auf einer Seite der große Zeh hervorschaut.
Kurz: Alles an ihm erweckt den Eindruck, als habe Luciano Álvarez die Kontrolle über sein Leben verloren.

Die wenigen engen Freunde die er hat, würden dieser Einschätzung vermutlich nicht einmal widersprechen. Schließlich wissen sie, dass Moses - wie sie ihn aufgrund seiner Neigung zu prophetisch anmutenden politischen Reden nennen - seit fast fünf Jahren nur einen Schritt von der Obdachlosigkeit entfernt ist, vielleicht vier Stunden pro Nacht schläft weil er zu beschäftigt damit ist, an Kameras aus dem letzten Jahrhundert herumzubasteln und grade von Erbsen und Kaffee lebt, weil er versucht herauszufinden, ob man davon tatsächlich verrückt werden kann.

Nun, wie gesagt eigentlich ist er ja irgendwie ein ganz netter Kerl. Aber am Ende des Tages ist nett eben doch nur der kleine Bruder von scheiße.

estatten: Besagte "Rockerbraut", die Luciano auch noch drei Jahre nach Beziehungsende gehörig das Leben schwer macht. Molly hat inzwischen ihr Studium (ebenfalls Politikwissenschaften) abgebrochen und hängt seitdem deutlich häufiger mit ihrem Bruder bei den Rats rum, wenn sie nicht grade jemandem ein Tribal oder den Namen der neuen Flamme auf den Arsch Arm tätowiert.

Molly ist mit ihren knappen 160 Zentimetern alles andere als eine Riesin, aber was ihr an Körpergröße mangelt macht sie durch Lautstärke und Selbstbewusstsein mehr als wett. Sie scheut weder versteckte noch offene Konflikte, wohl wissend, dass sie im Notfall eine Bikergang hinter sich hat und durchaus weiß, wie sie es anstellen muss, damit niemand sie dafür verurteilt, wenn sie sich öffentlich damit brüstet, dass sie ihrem Schlappschwanz von Ex-Freund mehr als einmal eine Ohrfeige verpasst hat.

Über die emotionalen Folgen des zweijährigen Missbrauchs macht sie sich vermutlich noch weniger Gedanken, als darüber ob eine unterdurchschnittlich große Frau einen überdurchschnittlich großen Mann wirklich ernsthaft verletzen kann. Dass Luciano noch immer (emotional) von ihr abhängig ist bereitet ihr vermutlich keinerlei Kopfzerbrechen und bestätigt sie eher in ihrer Weltsicht. – Und abgesehen davon ist es wahrscheinlich immer gut, auf jemanden zurückgreifen zu können, der schon mehr als einmal den Kopf für einen hingehalten und noch dazu fucking reiche Eltern hat.

uciano und Molly sind in keinster Weise als Paar geplant, das am Ende des Tages doch noch miteinander glücklich wird, weil "Liebe alle Wunden heilt", oder so ein Müll. Natürlich kann es sein, dass sie vielleicht wieder zusammen kommen, allerdings stünde diese Entwicklung sicherlich unter keinem guten Stern.

Aber auch so ist Luciano vor allem aus zwei Gründen sehr von Molly abhängig, zum einenm weil er immer noch Gefühle für sie hat, zum anderen, weil er seit der Trennung von einem Hausbesetzungsprojekt zum nächsten zieht, aber derweil immer bei Molly gemeldet geblieben ist.

Natürlich soll Molly auch ihr eigenes Leben haben, das nicht nur daraus besteht, dass sie die Täterin in einer Missbrauchsbeziehung war. Bisher ist Canon, dass sie wie Luciano sehr politisch (Marxistin oder Anarchistin) ist beziehungsweise war, eine mehr oder weniger direkte Verbindung zu den Rats hat und sich derzeit als Tätowiererin versucht. Bis auf den Punkt mit der Politik ließe sich da aber viel drehen, und bei dieser wäre es natürlich auch absolut logisch, dass sich ihre Ansichten in den letzten fünf Jahren durchaus verändert haben können.

Joah... das wäre es dann erstmal von meiner Seite, ich würde mich sehr freuen, wenn Molly ihren Weg hierher findet und wäre absolut auf die weitere Entwicklung der zwei gespannt!